Da sind die kleineren und größeren Alltagsärgereien: wenn der Zug nicht pünktlich kommt, wenn man im Stau steht, wenn eine Freundin eine Verabredung absagt, wenn der Chef etwas Blödes sagt, etc.
Aber natürlich auch die Alltagsfreuden: ein leckeres Essen, ein angenehmes Gespräch oder eine herzliche Begegnung.
Gefühle gehören zum Menschsein. Es sind die Farbtupfer des Lebens. Manche Gefühle können jedoch überwältigend sein: z.B. bei Eifersucht, nach einem Streit oder einer Trennung, beim Tod eines geliebten Menschen oder nach einem anderen Verlust oder bei Zukunftsängsten. Gefühle sind vielschichtig. Wie gehe ich damit um?
Gefühlsblind?
Es gibt allerdings ebenso das Phänomen, dass Menschen keinen Zugang zu ihren Gefühlen haben. Etwa 10 % der Menschen leiden an der sogenannten Alexithymie (Gefühlsblindheit) und können ihre Gefühle nicht wahrnehmen. Sie merken zwar, dass etwas in ihnen vorgeht, interpretieren das jedoch oft auf rein körperlichem Niveau. Verschiedene Untersuchungen haben festgestellt, dass 10 bis 13 Prozent der Bevölkerung alexithym sind. Matthias Franz hat 2008 eine Studie hierzu in Deutschland durchgeführt. Demnach weisen etwa zehn Prozent der Deutschen eine ausgeprägte Alexithymie auf, siehe auch www.Quarks.de
Happiness 2.0
Über allem steht der Wunsch glücklich zu sein. Wir streben danach, uns gut zu fühlen und schlechte Gefühle zu vermeiden. Glück bedeutet aber nicht die Abwesenheit unangenehmer Gefühle. Das wäre auch eine völlig unrealistische Sichtweise, denn das Leben ist nicht nur positiv. Es besteht aus Höhen und Tiefen, d.h., schmerzliche Gefühle sind genauso Bestandteil des Lebens wie Freude und Glück. Glück ohne schmerzliche Gefühle ist eine Illusion.
Eine glückliche Person besitzt vielmehr die Fähigkeit ihre Gefühle zuzulassen und sich dennoch nicht darin zu verlieren. Gerade auch der Umgang mit Schmerz, Trauer und Wut geben Tiefgang und somit das Gefühl von erfüllt sein. Das Durchleben solcher Gefühle fördert das persönliche Wachstum. In diesem Sinne ist Glück ein kontinuierlicher Prozess, begleitet von Transformation und Heilung.
Wir können lernen, mit den verschiedenen Gefühlen und Emotionen umzugehen, so dass sie letztendlich zu unserm Wachstum und unserem Glück beitragen.
Im ersten Augenblick wollen wir schwierige Situationen lieber vermeiden, da wir Angst haben mit Gefühlen wie Angst, Stress, Schmerz oder dem Unbekannten konfrontiert zu werden. Diese Vermeidungsstrategie ist jedoch nicht sinnvoll und kann zu Grübeleien und psychischen Problemen führen.
Unterscheidung Gefühle und Emotionen
Zu den 4 Basisgefühlen gehören Angst, Wut, Trauer und Freude. Von diesen 4 Basisgefühlen gibt es jede Menge Variationen. Gefühle sind von kurzer Dauer. Wenn man sie durchlebt, dauern sie im Allgemeinen nicht länger als 10 Minuten und klingen dann von selbst ab.
Bei Gefühlen plus kognitiven Prozessen (Gedanken) spricht man von Emotionen, oder andersherum: Gefühle sind Teil der Emotionen. Zu Gefühlen und Emotionen gehören auch immer körperliche Empfindungen und Reaktionen, z.B. Lachen, Weinen, Ziehen im Bauch u.Ä.
Bei Minderwertigkeitsgefühlen denkt man zum Beispiel, dass man minderwertig ist und ist deshalb traurig. Man glaubt, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen und vergleicht sich ständig mit andere. Der Auslöser für diese Emotionen sind also Gedanken. Die Gedanken kreisen dann immer wieder um dieses Thema, wie etwa „ich bin uninteressant, andere sind viel besser als ich“. Diese Gedanken verschlimmern den Gefühlszustand der Traurigkeit und man kommt in einer negativen Gedanken- und Gefühlsspirale zurecht. Dieser Zustand kann lange dauern und zu Grübeleien führen. Man kommt hier raus, indem man die Gedanken und Glaubenssätze verändert in „ich bin gut, so, wie ich bin“ und mit dem Vergleichen aufhört.
Fühlen – ohne Bewertung
Gefühle sind dazu da, gefühlt zu werden. Im ersten Augenblick wollen wir schwierige Gefühle lieber vermeiden, da es sich schmerzlich anfühlt. Wenn wir uns aber darauf einlassen, werden wir die Gefühle schneller wieder los. Verdrängen ist ungesund und kann zu chronischem Stress führen. Fühlen kann man am besten durch achtsames Wahrnehmen (Achtsamkeit = urteilsfreie Wahrnehmung), in folgenden Schritten:
- Entspanne und schließe die Augen.
- Achte zunächst auf deinen Atem, ohne etwas zu verändern.
- Nimm wahr, was du gerade fühlst. Wie geht es dir?
- Lasse zu, was du wahrnimmst, vielleicht auch die Angst vor dem Fühlen.
- Wo in deinem Körper nimmst du etwas wahr?
- Was fühlst du? Versuche es zu beschreiben.
- Lasse jeglichen Widerstand los: d.h. Körperspannung und alle Bewertungen.
- Akzeptiere das Gefühl zu 100%, ohne es zu bewerten, ohne jegliche Gedanken.
- Nimm wahr, wie das Gefühl abebbt.
- Vielleicht kommt danach ein anderes Gefühl auf. Nimm auch das ohne Bewertung wahr und wiederhole den Prozess, wenn du möchtest.
Falls du immer wieder die gleichen Emotionen und Verzweiflung wahrnimmst und sich nichts verändert, kann es sein, dass es sich um ein altes Trauma handelt. Dann kann man dies besser in einem therapeutischen Rahmen verarbeiten.