Nein-sagen-lernen

Nein-sagen und trotzdem freundlich bleiben

Nein sagen und trotzdem freundlich sein – geht das?

Nicht jedem fällt es leicht, Grenzen anzugeben und nein zu sagen, wenn an die eigene Hilfsbereitschaft appelliert wird. Man fühlt sich verpflichtet ja zu sagen, denn man will schließlich hilfsbereit und freundlich sein und niemanden vor den Kopf stoßen. Die eigenen Bedürfnisse werden dann womöglich außer Acht gelassen. 

Weil man sich nicht traut nein zu sagen, werden auf der Arbeit z.B. Dienste übernommen, die sonst keiner machen will, oder man bleibt „gerne“ etwas länger, damit andere rechtzeitig die Kinder abholen können. Stress und Überforderung sind die Folge, Selbstfürsorge bleibt auf der Strecke. Das wiederum führt zur Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zum Burn-out.  Zeit für ein paar Tipps, wie man Nein sagen lernen kann.

Warum fällt es vielen Menschen so schwer Nein zu sagen?

Man will freundlich und hilfsbereit sein

Freundlichkeit ist eine positive Eigenschaft, die allgemein geschätzt wird. Darüber hinaus ist es sogar eine „Glücksaktivität“, d.h., wer Freundlichkeit bewusst praktiziert, kann dadurch sein Wohlbefinden steigern. Das heißt jedoch nicht, dass wir zu allem ja und amen sagen müssen. Im Gegenteil: aus Freundlichkeit immer nur ja sagen, auch wenn man sich gar nicht danach fühlt, wird sich damit keinen Gefallen tun.

Aus Angst vor Abweisung oder als egoistisch abgestempelt zu werden, sagt man lieber ja. Man hat Angst durch ein Nein Zuneigung zu verlieren oder als kompliziert abgestempelt zu werden und vermeidet lieber Konflikte. Man passt sich an und nimmt dabei in Kauf, selbst ausgenützt zu werden. So kann sich das Verhaltensmuster „People Pleaser“ entwickeln. Dahinter stehen erlernte Glaubenssätze wie: „Ich muss immer hilfsbereit sein“, „die Bedürfnisse anderer sind wichtiger als meine“, „ich darf nicht kompliziert sein“, „ich bin nicht wichtig“.

Mangelndes Selbstbewusstsein

Ein schwaches Selbstwertgefühl macht es schwierig, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Man traut sich nicht, Konflikte anzusprechen, weil man sich unsicher fühlt und Angst hat abgelehnt zu werden und die Auseinandersetzung zu verlieren. Zudem ist man auf die Anerkennung anderer angewiesen, da man ein Gefühl der Wertlosigkeit in sich trägt. Der Hunger nach Anerkennung verleidet einem immer wieder dazu, anderen Gutes zu tun. Das schöne Gefühl gebraucht zu werden, lässt die eigene Unsicherheit zunächst verschwinden. Natürlich ist es schön, anderen zu helfen. Auch in der Glückswissenschaft wird empfohlen, Gutes zu tun. Denn etwas Gutes zu tun erzeugt ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und die Dankbarkeit der anderen macht einem selbst auch glücklich. Wenn dies jedoch in ein Helfersyndrom ausartet, geht es meistens darum, von Gefühlen der eigenen Wertlosigkeit abzulenken. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse werden dabei verdrängt.

Die gute Nachricht ist: auch ein zu geringes Selbstbewusstsein ist erlernt und kann trainiert werden!

Nein sagen lernen – 3 Tipps

Tipp 1 – Erkenne Deine Verhaltensmuster

Bist Du ein People Pleaser, ein Helpoholic oder fühlst Du Dich minderwertig? Wenn du das erst einmal erkannt hast, kannst du deine Verhaltensmuster ändern. Zu jedem Verhaltensmuster gehören bestimmte Glaubenssätze. Schreibe die Glaubenssätze auf, die dich hindern, deine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Versuche danach positive Glaubenssätze zu formulieren wie: „Ich darf nein sagen“ oder „Ich respektiere meine Gefühle und meine Bedürfnisse“. So wird es dir mit der Zeit leichter fallen, deine Grenzen anzugeben und den Mut zu haben, nein zu sagen. Wie du am besten nein sagen lernen kannst, dabei helfen dir Tipp 2 und 3.

Tipp 2 – Bitte um Bedenkzeit

Wenn du dazu neigst, schnell „ja“ zu sagen, kann es dir helfen, zunächst um Bedenkzeit zu bitten. Du kannst z.B. antworten: „Ich werden darüber nachdenken und melde mich dann bei dir“, oder „ich muss das erst einmal mit …. abklären. Du hörst noch von mir.“ So schaffst du dir zunächst Zeit zum Durchatmen und kannst dir in Ruhe überlegen, welche Antwort für dich wirklich stimmt. Du lässt dich dann nicht mehr so leicht überrumpeln und kannst absagen oder zusagen, je nach dem, was sich gut und richtig für dich anfühlt. Für den anderen fühlt es sich so auch nicht als Ablehnung an und kann sich so selbst noch mit der Situation auseinandersetzten.

Tipp 3 – So kann Dein Nein freundlich sein

Ein guter Grund für dein Nein kann helfen, um sie für das Gegenüber verständlicher zu machen und es nicht unfreundlich wirken zu lassen. Es sollte sich dabei nicht um eine Ausrede handeln, sondern um Argumente, die deine Belange authentisch wiedergeben. Ein guter Grund kann auch helfen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Oder du könntest selbst eine Lösung anbieten, ohne den anderen abzuweisen: „Ich würde dich wirklich gerne treffen/ich würde dir wirklich gerne helfen, aber heute habe ich schon etwas anderes vor. Wie wäre es nächste Woche?“ Wichtig dabei bleibt immer, dass deine Bedürfnisse nicht weniger wichtig sind als die des anderen. Im Übrigen gibt es aber auch viele Situationen, in denen dein Nein akzeptiert werden sollte, ohne dass es eine Begründung braucht.

Möchtest Du mehr lernen?

Möchtest Du lernen, deine Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen und anzugeben? Dann wäre das individuelle Coaching ganz sicher auch etwas für Dich!

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