Hoffnung ist meiner Meinung nach ein in seiner Wichtigkeit und Wirkung unterschätztes Gefühl. Oft wird Hoffnung als Untätigkeit oder christlicher Wert abgetan (hoffen auf Erlösung oder auf das Paradies im Himmel). Hoffnung hat jedoch nichts mit Untätigkeit und Abwarten zu tun.
Für mich ist Hoffnung lebensnotwendig. Wenn man Hoffnung hat, gibt es kein Aufgeben. Hoffnung ist Voraussetzung dafür, um überhaupt ins Handeln zu kommen. Warum sollte man sich anstrengen, wenn es da nicht die Hoffnung gäbe, dass der eigene Kräfteeinsatz Früchte trüge? Hoffnung ist die Grundvoraussetzung für Veränderung und persönliches Wachstum.
Warum Hoffnung so wichtig ist
Ohne Hoffnung gibt es kein Licht am Ende des Tunnels, keinen Ausweg aus der Krise, keinen Ausweg aus der Depression. Ein Kennzeichen der Depression ist, dass es keine Hoffnung (mehr) gibt. Oder anders gesagt: „ein hohes Maß an Hoffnung ist ein deutlicher Hinweis auf ein geringeres Ausmaß depressiver Symptome… selbst Pessimisten können hoffnungsvoll sein und daran glauben, ihre Ziele erreichen zu können und sind so eher von starken depressiven Symptomen geschützt.“ (Elizabeth A. Yu & Edward C. Chang, The World Book of Hope)
Hoffnung ist für mich eng verbunden mit Lebensfreude, Lebensmut und Licht. Ein tiefes Wissen, dass es immer einen Ausweg gibt. „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten….. und ich weiß, wir werden die Sonne sehen.“ Wer kennt diesen Song von Ton Steine Scherben noch? Mich hat dieser Text tief geprägt. Insofern ist Hoffnung auch mehr als nur ein Gefühl, es ist eine innere Haltung, eine Lebenseinstellung.
Hoffnung und Glück
In der Positiven Psychologie gehört Hoffnung zu den 10 meist untersuchten positiven Gefühlen. Das Erleben positiver Gefühle ist einer der Faktoren für Glück. Die ‚Top10‘ der positiven Gefühle sind:
- Freude
- Dankbarkeit
- Serenität
- Interesse
- Hoffnung
- Stolz
- Spaß
- Inspiration
- Bewunderung
- Liebe
Gegenüber dem Optimismus ist Hoffnung mehr ein Gefühl oder Glauben an eine gute Zukunft, während Optimismus eine positive, kognitive Erwartungshaltung ist.
Hoffnungsvolle Menschen sind glücklicher, gesünder und erfolgreicher. Sie nutzen die eigene Willens- und Tatkraft, fühlen sich mit anderen verbunden und fühlen sich vom Leben unterstützt. Sie glauben an eine gute Zukunft und können (vielleicht dadurch) das Leben im Moment genießen. Man könnte auch sagen, Hoffnung ist ein wichtiger Baustein des Glücks, besonders in schwierigen Zeiten.
Gibt es negative Aspekte der Hoffnung?
Hoffnung kann als das Warten auf eine bessere Zukunft missverstanden werden. Hoffnung ist aber mehr. Sie verlangt, dass wir uns unseren Problemen stellen. Wenn wir auf Besserung hoffen und passiv darauf warten, dass sich alles regeln wird, werden sich Probleme nicht lösen.
Kann man Hoffnung lernen?
Ja, es gibt Übungen, die dir helfen, hoffnungsvoller zu werden. Diese Übungen haben vor allem mit Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit zu tun, aber auch mit einem generellen Vertrauen in das Leben und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Das Leben ist weder gegen dich noch für dich. Es ist einfach so wie es ist. Und das Leben zu akzeptieren wie es ist, ist die Voraussetzung für persönliches Wachstum und Hindernisse bewältigen zu können.
1 Übung: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste
Erinner dich an eine Situation in der Vergangenheit, die schief gelaufen ist (die Tür schließt sich). Aber vielleicht hat sich dadurch eine neue Tür geöffnet. Vielleicht haben sich dadurch neue Chancen ergeben. Reflektiere die unvorhergesehene positiven Folgen.
Probleme oder negative Ergebnisse sollen nicht ignoriert oder kleingeredet werden, sondern die Übung soll dich ermutigen, das Ereignis von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In einigen Fällen überwiegt eventuell die negative Seite, aber das Positive überhaupt wahrzunehmen, kann helfen, neue Perspektiven zu erkennen.
2. Prioritäten setzen
Überlege dir, was wirklich wichtig ist in deinem Leben. Was willst du wirklich erreichen? Was sind deine wichtigsten Werte? Mache eine Liste mit 10 Dingen/Beziehungen, die dir wirklich wichtig sind und lebe entsprechend. Anhand dieser Liste kannst du auch deine Ziele für die kommenden Jahre entwickeln.
3. Anderen Hoffnung geben
Pflege deine sozialen Beziehungen, knüpfe Verbindungen. Du kannst selbst um Hilfe fragen, aber auch anderen Mut machen und in schwierigen Zeiten Hoffnung geben (jedoch keine falschen Hoffnungen machen!). Hoffnung kann so in Zeiten von Not und Unsicherheiten Verbindungen herstellen und wir können gemeinsam Kräfte entwickeln, die Krise zu meistern.
4. Sich keine überflüssigen Sorgen machen
Wie kannst du Ängste loslassen? Die Angst deinen Job zu verlieren oder krank zu werden? Bis jetzt sind es nur Ängste, aber es könnte ja Wirklichkeit werden. In einer persönlichen oder gesellschaftlichen Krise werden deine Sicherheiten bedroht. Plötzlich könntest du alles verlieren. Das ist beängstigend und dein Verstand arbeitet auf Hochtouren und überlegt sich, wie man eine Katastrophe verhindern könnten. Es ist allerdings einen Illusion, dass man das Leben kontrollieren und einen Ernstfall verhindern könnte und darum helfen dir deine ängstlichen Gedanken nicht. Im Gegenteil, sich Sorgen machen und Grübeln ist nutzlos und zerstörerisch. Es macht dich unglücklich. Das Beste ist sich abzulenken. Siehe auch mein Glückstipp „Grübeln stoppen“.
5. Im Hier und Jetzt leben
Die momentane Krise macht allen wieder einmal deutlich, dass es keine Sicherheiten gibt. Der Mensch aus Fleisch und Blut ist verwundbar. Das war immer so und wird auch immer so bleiben. Alles kann sich von einem auf den anderen Moment verändern. Was du tun kannst, ist aus deiner Vergangenheit zu lernen und eine hoffnungsvolle Grundhaltung gegenüber der Zukunft einzunehmen. So wirst du dir deiner Ressourcen bewußt. Dies wird dir die Kraft geben – falls die Situation eintreten sollte – in dem Moment auf einen Schicksalsschlag adäquat reagieren zu können.
Last but not least: lasst uns den Moment so gut wie möglich genießen 🙂