Nichtstun

Faulenzen, Nichtstun

Die letzten Tage habe ich mir Zeit zum Nichtstun gegönnt. Ich wollte einfach mal raus aus meinem Leistungsdruck immer aktiv, kreativ und produktiv sein zu müssen. Einfach mal alle Erwartungen an mich selbst loslassen und schauen was passiert.

Dabei habe ich festgestellt, dass das Nichtstun gar nicht so einfach ist. Das schlechte Gewissen meldet sich: Du kannst doch nicht einfach so faul rumsitzen… Das kommt nicht von ungefähr. Wir sind so auf das Außen konzentriert: was erwartet die Welt von mir, die To-do-Liste abarbeiten, Smartphone checken oder die Gunst anderer erwerben. Eigentlich haben wir verlernt nichts zu tun.

Dabei sind solche Ruhephasen für unser Gehirn sogar notwendig, um auf Dauer gut arbeiten zu können. So wurde 2001 das „Default Mode Network“ im Gehirn entdeckt, das in Ruhephasen aktiviert wird. Dies scheint notwendig zu sein, um Erlebtes zu verarbeiten, Gelerntes besser abzuspeichern und sich regenerieren zu können. Wenn wir also nichts tun, ist unser Gehirn besonders aktiv. 

Der Kognitionswissenschaftler Andrew Smart schreibt in seinem Buch “Öfter mal auf Autopilot. Warum Nichtstun so wichtig ist” (Goldmann 2014), unser Gehirn brauche Zeiten der Muße und des Müßiggangs, um normal funktionieren zu können. 

3 Tipps, Dir das Faulenzen öfter zu erlauben

1. Regelmäßig Zeit für dich selbst in der Agenda freihalten

Wann hast Du Dir das letzte Mal so richtig Zeit gelassen, um zu spüren, wie Du Dich eigentlich fühlst? Wie geht es Dir wirklich, wenn Du so ganz bei Dir bist? Vielleicht bist Du froh oder sogar happy, dann genieße das. Aber vielleicht fühlst Du Dich erschöpft oder traurig, dann nimm Dir die Zeit, um auch da genauer zu fühlen, was Du jetzt brauchst. Es könnte Ruhe sein, Zeit für Dich selbst und endlich mal das zu tun, wozu Du Lust hast.

Bei mir ergab sich so ganz von selbst, dass ich anfing, mein Zimmer auf- bzw. umzuräumen: eine „Kruschtelecke“ stach mir ins Auge und ich begann auszumisten. Es hat sich gut angefühlt, alte Sachen, die doch nur weiter einstauben, wegzuschmeißen und so eine leere Ecke für etwas Neues zu erschaffen. Inzwischen wurde der freie Platz durch eine Göttinnenfigur eingenommen, die mich anschaut, wenn ich am Schreibtisch sitze. Es gibt mir ein gutes Gefühl, die Schönheit der Göttin zu sehen und erinnert mich täglich daran, wie wichtig es ist, sich Zeit und Raum zum Nichtstun zu gönnen 🍀

2. Dir Zeit zum Tagträumen gönnen

Man hat festgestellt, dass das Default Mode Network (DMN) beim Tagträumen besonders aktiv ist. Also öfters mal die Augen schließen oder aus dem Fenster starren. Nichtstun heißt nichts tun, also auch nicht Musik hören oder sonst etwas Entspanntes machen. Tagträumen, Faulenzen und die Gedanken schweifen lassen fördert die Kreativität und das Vorstellungsvermögen, was sich dann z.B. auszahlt bei der Zukunftsplanung und in Ideenreichtum. Laut Andrew Smart verknüpft unser Geist in Ruhephasen verstärkt Erinnerungen und Empfindungen in freien Assoziationen zu neuen Ideen. Löcher in die Luft gucken bedeutet also Hochleistung für unser Gehirn. 

Das hat mich auch zu diesem Glückstipp motiviert. Tja, und so ist letztendlich doch wieder etwas „Produktives“ aus meinem vermeintlichen Nichtstun entstanden, ganz von selbst 😊

3. Belastendes aus der Vergangenheit loslassen

Vielleicht kommen beim Nichtstun unangenehme Gefühle aus der Vergangenheit hoch. Nutze diese Gelegenheit, um verletzte Gefühle zu heilen. Jeder hat schon einmal schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Nach Jahren spürst du immer noch Traurigkeit, Wut und vielleicht sogar Rachegefühle. Auch bei diesen Situationen ist es wichtig, einmal genau hinzuschauen. Auf wen bin ich immer noch sauer? Welche Erwartungen wurden damals enttäuscht? Vielleicht hast du selbst einen Fehler gemacht, den du dir immer noch nicht verzeihen konntest. Alte Wunden heilen zu können setzt voraus, dass du den beteiligten Personen verzeihen kannst, nicht zuletzt dir selbst. Verzeihen bedeutet nicht, die Geschehnisse gutzuheißen, sondern bedeutet zu verstehen, dass die betreffende Person in dem Moment nicht in der Lage war (aus welchen Gründen auch immer) anders zu handeln. Überlege, welche Erwartungen du an die Person hattest und lasse diese Erwartung nun los. Durch Altes loszulassen, entscheidest du dich, den Weg für etwas Neues freizumachen und dich weiter zu entfalten ❤️

Eins dürfte nun klar sein: Nichtstun ist keine Zeitverschwendung. Im Gegenteil, als Regenerierungsphase ist es unerlässlich. Wer nicht genug Zeit zum Nichtstun hat, wird auf Dauer seiner Gesundheit schaden. Ich hoffe, Du kannst die kommenden Feiertage auch herrlich faulenzen🎄🌟⛄️

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